Ein zufälliges Streifen am Arm, ein fester Händedruck oder eine innige Umarmung: Körperkontakt gehört zu unserem Alltag selbstverständlich dazu und ist nicht nur schön, sondern sogar überlebenswichtig. Berührungen ermöglichen erst die gesunde Entwicklung von Neugeborenen, beeinflussen unser psychisches Wohlergehen, stärken das Immunsystem und wirken sogar wie Medikamente.

Streicheleinheiten

Für sein seelisches Wohlergehen braucht der Mensch Berührung: Zwanzig Minuten pro Tag um genau zu sein. Schätzungsweise so viel Körperkontakt braucht der Mensch nämlich, um sich richtig wohlzufühlen. Doch längst nicht jeder Hautkontakt wirkt als Seelenstreichler. Entscheidend ist, dass die Berührung angenehm ist. Nur dann schüttet der Körper „Glückshormone“ aus, baut Stressbotenstoffe ab und das Herz schlägt langsamer. Wir reagieren deshalb auf sanfte Streicheleinheiten anders als auf ein festes Zupacken, auf die Berührung einer vertrauten Person anders als auf die eines völlig Fremden. Wie aber entscheidet das Gehirn, was angenehm ist und was nicht? Das deutsche Online-Portal scinexx.de klärt auf.

Was ist das CT-Netzwerk?

Wissenschaftler von der Universität Göteborg entdeckten, dass es für die emotionale Bewertung von Berührungen in der menschlichen Haut offenbar ein eigenes System gibt: die sogenannten C-taktilen Nervenzellen. Während andere Hautnerven innerhalb weniger Millisekunden Informationen über die Art und den Ort eines Kontakts an den bewussten Teil des Gehirns senden, schicken diese viel langsamer leitenden Neurone parallel dazu Signale an das Gefühlszentrum. Damit vermitteln sie ganz unbewusst, ob eine Berührung angenehm oder unangenehm ist – und machen aus dem reinen Fühlen ein Gefühl.

Wie die Forscher herausfanden, reagiert das CT-Netz dabei am stärksten auf sanften Kontakt und insbesondere auf handwarme sowie langsame bis mittelschnelle Berührungen – auf Streicheleinheiten eben. Interessanterweise sind jedoch nur behaarte Hautbereiche von den „Kuschelsensoren“ durchzogen. Auch in den Genitalien gibt es diese Rezeptoren nicht. Demnach spielt das CT-Netzwerk für sexuelle Stimulation keine Rolle, vielmehr dient es hauptsächlich dazu, soziale Nähe zu vermitteln.

Streicheleinheiten sind wichtig auch für das Immunsystem

Das Geheimnis hinter der Macht der Berührungen steckt also in den Prozessen, die sie im menschlichen Körper auslösen. Die ins Gehirn eingehenden Signale können unsere Psyche entscheidend beeinflussen: beruhigend wirken, Ängste nehmen und uns stressige Situationen besser meistern lassen. Und noch viel mehr: die können auch gedankliche Blockaden lösen. Letzteres funktioniert sogar, wenn wir uns selbst berühren, was wir unbewusst zu wissen scheinen. Denn mit Ausnahme von Affen ist der Mensch das einzige Tier, dass sich ohne erkenntlichen Grund von außen hin und wieder ins Gesicht fasst – vor allem in stressigen Situationen.

Auch das Immunsystem ist ein Nutznießer von Streicheleinheiten. Regelmäßige Umarmungen oder Massagen stärken die Immunreaktion, indem sie unter anderem die Anzahl der natürlichen Killerzellen im Blut erhöhen. Auf die Frage, was sie glücklich macht, gibt mehr als die Hälfte der Befragten in einer vom Marktforschungsinstitut Innofact durchgeführten Umfrage an erster Stelle an: eine liebevolle Umarmung. 

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