Burnout: Heute normal, morgen verrückt

Eine bedenkliche Entwicklung nimmt die explosionsartig gestiegene Zahl an ADHS-Diagnosen. Bei Kindern und Jugendlichen stiegen sie zwischen 2006 und 2011 um 42% (Arztreport 2013 der Barmer GEK). Doch diese Zahl darf nicht unkritisch gelesen werden. Die „Generation Zappelphilipp“ entstammt einer leistungsorientierten Gesellschaft, die überfordert ist mit kleinen lebhaften, unangepassten Menschen, die sich nicht bereits in […]

Burnout war eine Modediagnose. Jeder glaubte, daran zu leiden. Zur anerkannten Krankheit wurde sie deshalb aber noch lange nicht. Andere Auffälligkeiten schafften indes den Sprung zur legitimierten Erkrankung. Seien sie noch so alltäglich.

Eine bedenkliche Entwicklung nimmt die explosionsartig gestiegene Zahl an ADHS-Diagnosen. Bei Kindern und Jugendlichen stiegen sie zwischen 2006 und 2011 um 42% (Arztreport 2013 der Barmer GEK). Doch diese Zahl darf nicht unkritisch gelesen werden. Die „Generation Zappelphilipp“ entstammt einer leistungsorientierten Gesellschaft, die überfordert ist mit kleinen lebhaften, unangepassten Menschen, die sich nicht bereits in jungen Jahren in Muster und Schemata pressen lassen.

„Wir leben in einer Zeit, in der wir uns über das Kranksein definieren. Wir suchen darin Bestätigung und Legitimation. Wer heute keine psychische Krankheit hat, wird beinahe belächelt.“

Heute noch normal, morgen schon verrückt. Die weltgrößte Psychiatervereinigung (American Psychiatric Association, APA) veröffentlichte die fünfte Neuauflage ihres Handbuchs zur Diagnose seelischer Störungen. Nach der neuesten Überarbeitung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) werden aus leichten psychischen Störungen echte Krankheiten. Spielsucht gilt nun als Verhaltenssucht und schreibt zielgerichtete Therapien vor. Das Messie-Syndrom wird erstmals als eigene Krankheit geführt. Doch einige Neuerungen sind umstritten: Trauer, wenn sie länger als zwei Wochen dauert, wurde zum behandlungswürdigen Tatbestand erhoben. Ebenso plötzlich auftretende Wutausbrüche von Kindern. Der deutsche Gesundheitsfunk­tionär Josef Hecken warnt in „Der Spiegel 3/2014“ vor der Diagnose Disruptive Mood Dysregulation Disorder: „Meine Kinder hatten durchaus diese unkontrollierten Wutanfälle, sie gingen regelhaft in ebensolche beim Vater über. Wir haben kein Ritalin verabreicht und bemerkt, dass diese Ausbrüche auch so verfliegen. Unter dem Night Eating Syndrom, ebenfalls eine neue Krankheit, leide ich übrigens auch gelegentlich. Ich will nichts lächerlich machen, aber wir müssen schon darauf achten, dass wir die Grenzen von Normalität und Krankheit nicht zu sehr aufweichen.”

„Betroffene ignorieren die Symptome viel zu lange.“Dr. Stefan Szalachy

Wenn nichts mehr geht

Ein zunehmendes gesellschaftliches Problem ist nicht bewältigter Stress. Dr. Stefan Szalachy ist zertifizierter Coach und plant, die interdisziplinäre Online-Plattform „Burnoutexperts“ ins Leben zu rufen.

Wie unterstützen Sie Ihre Fokusgruppe, die Best-Agers?
Das Erreichen einer psychischen Re-Stabilisierung der Betroffenen ist mein Ziel. Mit konkreten Handlungsanleitungen für den beruflichen und privaten Alltag helfe ich, das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Entspannung zu bewahren.

Wie kündigen sich Erschöpfungszustände an?
Ein Burnout passiert nicht von heute auf morgen. Das Ausbrennen ist ein langsamer Prozess, der mit beruflichen und oft auch privaten Belastungen einhergeht. Die Betroffenen ignorieren die Symptome viel zu lange und gönnen sich keine Auszeit. Eine Auszeit ist aber notwendig, um sich zu erholen und Kraft zu tanken. Ergänzt um eine interdisziplinäre Begleitung.

Inwiefern sind Stress und seine Folgen eine Gefahr für die Gesundheit im 21. Jahrhundert?
Die Fakten sprechen eine klare Sprache. Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen haben in den letzten zehn Jahren um 75% zugenommen. In den Jahren 2010-11 stieg die Zahl der Frühpensionen wegen psychischer Arbeitsunfähigkeit um 30%. 20% der Erwerbstätigen haben bereits innerlich gekündigt. Die Zahl der Burnout-Gefährdeten erreichte 2011 etwa eine Million. Das entspricht Folgekosten in der EU von rund 20 Milliarden Euro pro Jahr. Ein nicht wegzuleugnendes gesamtgesellschaftliches Problem.

Daher auch die Online-Plattform „Burnoutexperts“?
Ja, das ist eine strenge interdisziplinäre Interessenvereinigung und beinhaltet Experten aus den Bereichen Schul- und Alternativmedizin, des Coachings sowie der betrieblichen Gesundheitsförderung. Oft hilft es nicht, an einem Schräubchen zu drehen. Überall muss nachjustiert werden. Im Erhebungsstadium berichten die Betroffenen von Angst, Druck, Tempo, Beschleunigung, Multitasking, schwelenden Konflikten, latenten Krankheiten und Schwierigkeiten im beruflichen und privaten Bereich. Eine Fülle an Leiden. Im Umsetzungsstadium soll eine neue Balance gefunden werden. „Raus aus dem Hamsterrad!“, lautet die Devise.

Dr. Stefan B. Szalachy, M.A.
Carl Zwilling-Gasse 17a, A-2340 Mödling
Tel. +43/676/557 02 95

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Die Burnout Uhr

Stadium 1: Der Zwang sich zu beweisen
Stadium 2: Verstärkter Einsatz
Stadium 3: Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
Stadium 4: Verdrängung von Konflikten & Bedürfnissen
Stadium 5: Umdeutung von Werten
Stadium 6: Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme
Stadium 7: Rückzug
Stadium 8: Beobachtbare Verhaltensänderung
Stadium 9: Depersonalisation
Stadium 10: Innere Leere
Stadium 11: Depression
Stadium 12: Völlige Burnouterschöpfung

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