Bisher ging man davon aus, dass man gegen Grippe-Viren keine Immunität erwerben kann, weil die Erreger zu schnell ihre Form ändern und wird daher von der Immunabwehr nicht wiedererkannt. Forscher haben jetzt eine erstaunliche Entdeckung gemacht: das Geburtsjahr bestimmt, für welchen Grippetyp man besonders anfällig ist.

Schon seit Jahrhunderten gehören Grippe-Viren zu den regelmäßigen Epidemie-Auslösern – bei Vögeln und anderen Tieren, aber auch beim Menschen. In den letzten Jahren sorgten vor allem Vogelgrippen-Viren der Stämme H5N1, H10N8 und H7N9 in Asien für Massenerkrankungen. Doch nicht jede Variante des Virus schlägt bei jedem gleichermaßen an. So hat das H7N9-Virus in China vorwiegend ältere Menschen befallen, an der H5N1-Variante erkrankten dagegen vor allem Kinder und junge Erwachsene.

  • Diese überraschend unterschiedliche Anfälligkeit ist auf den ersten Blick unerklärlich. Wissenschaftler um Katelyn Gostic von der University of California in Los Angeles haben sich genauer angesehen, woran das liegen könnte. Bisher ging man davon aus, dass uns eine durchlebte Grippe kaum einen länger anhaltenden Immunschutz verleiht. Bei der Analyse von Grippeerkrankungen bei verschiedenen Altersgruppen stellte das Forscherteam fest, dass bestimmte Geburtenjahrgänge tatsächlich für H5N1 anfälliger zu sein schienen, andere dagegen eher für H7N9.
  • Bei den Vogelgrippe-Patienten aus Asien und Nordafrika erwies sich vor allem das Geburtsjahr 1968 als Grenze. Wer davor geboren ist, so die Forscher, ist gegen H5N1 geschützt – weil zu dieser Zeit dem Virus ähnliche Grippe-Erreger unterwegs waren. Wer danach geboren ist, dem kann H7N9 nur wenig anhaben. Ein Blick in die Geschichtsbücher offenbart den Grund: Im Jahr 1968 tobte auf der ganzen Welt die sogenannte Hongkong-Grippe, der etwa eine Million Menschen zum Opfer fielen. Diese vom Subtyp H3N2 verursachte Influenza gilt als die letzte große Grippe-Pandemie.

Auch was genaue diese ähnlichen Erreger sind, konnten die Wissenschaftler klären. Wer einmal mit Grippe-Viren von Typ H1 in Berührung gekommen sei, wie die vor 1968 Geborenen, der sei auch gegen H2 und H5 immun. Wer nach 1968 geboren sei, der habe im frühen Kindesalter mit H3 Kontakt gehabt und das mache immun gegen H7.

Wie die Wissenschaftler errechneten, reduziert der frühkindliche Kontakt mit dem „richtigen“ Erreger das Risiko, durch H5N1 oder H7N9 schwer krank zu werden, um rund 75 Prozent. Allerdings nur die allererste Grippeinfektion unseres Lebens hat offenbar diesen prägenden Effekt, denn selbst wenn die Patienten später noch an einer Grippe des jeweils anderen HA-Typs erkrankten, beeinflusste dies ihren Immunschutz gegen das ursprüngliche Virenprotein nicht.

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