Haut: Knabberfische als Therapeuten

Seit über 400 Jahren baden Menschen mit Hautkrankheiten im türkischen Kangal-Gebiet in Flüssen mit Thermalwasser, in dem die Kangal-Fische natürlich vorkommen, um die Haut zu heilen. Die Fische leben am Boden und saugen sich an Felsen fest. Dort ernähren sie sich von Pflanzen- und Tierplankton; da diese in den heißen Pools von Kangal knapp sind, […]

Seit über 400 Jahren baden Menschen mit Hautkrankheiten im türkischen Kangal-Gebiet in Flüssen mit Thermalwasser, in dem die Kangal-Fische natürlich vorkommen, um die Haut zu heilen.

Die Fische leben am Boden und saugen sich an Felsen fest. Dort ernähren sie sich von Pflanzen- und Tierplankton; da diese in den heißen Pools von Kangal knapp sind, haben sich die Fische „angepasst“ und ernähren sich von den Hautschuppen der Badegäste. Die fingergroßen Fische beginnen sanft an der Haut zu saugen und befreien den Körper dadurch von abgestorbenen Hautschuppen. Dabei sollen Krankheiten wie Psoriasis (Schuppenflechte) und Neurodermitis (Atopische Dermatitis) abheilen. Umgangssprachlich werden die Fische als „Knabberfische“ bezeichnet, weil der Eindruck entsteht, dass sie am Körper „knabbern“.

IchthyoTherapie. Ichthys ist der griechische Name für Fisch und der Namensgeber der Behandlungsart. Die Kangal-Fische knabbern überschüssige Haut ab, was bei den Betroffenen als angenehm empfunden wird. Mit Hilfe der Therapie wird meist eine anhaltende Linderung der Beschwerden, vor allem des äußerst unangenehmen Juckreizes, erzielt. Die Therapie wird nicht nur bei Psoriasis und Neurodermitis angewandt, sondern auch bei trockener, juckender Haut und Haut­ekzemen. Weiters kann sie eingesetzt werden als Ganzkörperpeeling und Mikromassage sowie zur Gewebestraffung. Darüber hinaus verspricht sie Entspannung bei Stress, Burnout und Depressionen. Die Therapiesitzung in der Fischwanne dauert rund eine Stunde. Dem Hautzustand entsprechend wird sie mit einer Lichttherapie und einer speziellen Salbenanwendung abgeschlossen. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Nebenwirkungen sind bei dieser Behandlung nicht zu befürchten.

Wissenschaftlich erprobt. Die Therapie hat sich bei Patienten mit Psoriasis in den heißen Quellen des türkischen Orts Kangal als wirkungsvoll erwiesen. Die Pilotstudie von Dr. Martin Grassberger, Medizinische Universität Wien, hat gezeigt, dass die „Ichthyo-Therapie aufgrund des beobachteten Nutzens zusammen mit dem vorteilhaften Sicherheitsprofil und kombiniert mit einer kurzen UVA-Behandlung eine entwicklungsfähige Behandlungsoption für Patienten mit Psoriasis vulgaris ist. Aber es sind weitere, kontrollierte Studien nötig, um die Wirksamkeit dieser unüblichen Behandlungsmethode endgültig zu bewerten.“

Neuester Trend für schöne Füße. Die Kangal-Fische werden auch im kosmetischen Bereich erfolgreich eingesetzt. Bei der sanften Pediküre haben sie gegenüber ihren menschlichen Kollegen die Nase vorne. Warum, weiß der gelernte Kosmetiker mit Ausbildung zu Tierschutz und gewerblicher Tierhaltung Saman Hassani: „Es ist kontraproduktiv, wenn man Hornhaut einfach nur mit einem Skalpell wegschneidet. Man kann nicht nur die abgestorbene Haut wegschneiden. Man kommt immer an die gesunde Haut. Mit dem negativen Effekt, dass die Haut darunter reagiert. Sie ist irritiert und bildet rasch Hornhaut nach. Der zweite große Nachteil: Die Haut liegt frei und hat aufgrund des fehlenden Säureschutzmantels keinen Schutz mehr. Somit ist die Haut anfällig für Hautkrankheiten, Fußpilz, Warzen etc.“ Bei Feel & Peel dürfen ausschließlich Kunden ihre Füße in die Becken tauchen, die keine Hautkrankheiten oder Infektionen, offene Wunden oder Schnitte aufweisen. „In unserem Studio behandeln wir keine Krankheiten“, betont der gelernte Kosmetiker. Hier geht es um die Pflege von gesunden Füßen und das Wohlbefinden der Kunden. So funktioniert es: Die sanfte Pediküre beginnt mit einer kosmetischen Begutachtung der Füße. Nach einem desinfizierenden Fußbad hängt man die Füße in die Fischbecken. „Unsere Becken sind mit UV-C-Filteranlagen bestückt, die das Fußbad absolut unbedenklich machen“, informiert Saman Hassani. „Das Wasser wird unter anderem mit anti­bakteriellen Lösungen zubereitet, ist in ständiger Bewegung und wird durchgehend gefiltert.“ Nach circa 30 Minuten endet die Pediküre, die Füße werden abgetrocknet und eingecremt.

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