
Gute Figur als Nebenwirkung der Kaffeebohnen / Foto: Shutterstock
Kaffee: Abnehmen mit Genuss
Die Forschung ist Pflanzenstoffen, Lebensmitteln und Molekülen auf der Spur, die dem Körper das Abnehmen suggerieren. Kaffee ist einer der Auslöser.Abnehmen ohne Hungern ist eine Mähr der Diätpulver-Produzenten. Stimmt – doch nicht ganz: Die Forschung ist Pflanzenstoffen, Lebensmitteln und Molekülen auf der Spur, die dem Körper das Abnehmen suggerieren. Kaffee ist einer der Auslöser.
Die gute Nachricht: Endlich dürfen wir Kaffee trinken und gleichzeitig was für unsere Gesundheit tun. Jahrelang lagen sich Wissenschaftler über die gesundheitliche Auswirkung der kleinen schwarzen Bohne in den Haaren. Mit 120.000 Tonnen jährlichem Konsum ist Koffein die am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz der Welt. Nun haben Studien rund um den Globus endlich bewiesen: Ohne Kaffee wären wir nicht so helle und gesund – das Leben wäre auch kürzer.
Und das Beste für alle, die ein paar Kilo zu viel um die Hüften oder sonstwo mit sich herum schleppen: der Konsum von ein paar Tassen Espresso gaukelt dem Körper Autophagie vor. Was das ist, lässt sich ungefähr so beschreiben: „Wir kommen in der Dämmerung, wenn die Ressourcen knapp, der Körper schlaff ist. Dann attackieren wir die Schwächsten unter uns, die Deformierten, die Ausgestoßenen. Wir füllen uns ab mit Säure, bis wir unkenntlich sind. Dann essen wir uns auf.“ Das erscheint zwar wie ein Drehbuch zu den „Körperfressern 2“, nennt sich Autophagie und passiert ständig in unserem Körper.
Diese etwas gruselige Vorgehensweise hält unsere Zellen gesund. Im Klartext: das Zusammenspiel von Proteinen sorgt dafür, dass die kaputten Bestandteile einer Zelle oder Krankheitserreger entfernt werden. Auch bei Nahrungsmangel hilft die Autophagie der Zelle, indem sie zelleigene Bestandteile recycelt und zur Energiegewinnung verwendet.
Die Autophagie steckt in unseren Genen seit wir Jäger und Sammler waren. Damals mussten wir lange Hungerphasen, weil wieder einmal kein Mammut erlegt werden konnte, durchmachen und waren bei der Jagd oder auf der Flucht vor wilden Tieren Stresssituationen ausgesetzt, die ebenfalls Autophagie auslösen.
Dieser Selbstverdauungsprozess in unserem Körper ist Mittelpunkt der Forschung von Frank Madeo und Christoph Ruckenstuhl vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz. Gemeinsam mit Guido Kroemer und Federico Pietrocola von der Universität Paris Descartes ist es den Grazer Forschern gelungen, Ernährungsweisen zu identifizieren, die als Autophagie-Auslöser fungieren.
Kaffee ist einer davon: „Innerhalb von einer bis vier Stunden nach dem Konsum wurde in den Modellorganismen die zelluläre Autophagie aller untersuchten Organe – Leber, Skelett-Muskulatur und Herz – stark angekurbelt“, bestätigt Madeo. Kaffee sollte schwarz genossen werden, denn die Zugabe von Milch hebt die vorteilhafte Wirkung wieder auf. Auch wenn es vielleicht besser schmeckt, die Wirkung ist dahin.
Ist der Selbstverdauungsprozess gestört, werden Krankheiten wie Krebs, Muskeldysthrophie (Muskelschwund), Arteriosklerose und neurodegenerative Erkrankungen (Parkinson, Chorea Huntington, Alzheimer) ausgelöst.
Der österreichische Kabarettist Bernhard Ludwig hat mit einer Methode sein Übergewicht in den Griff bekommen, die es ihm erlaubt nur jeden zweiten Tag zu essen. Auch er machte sich die Autophagie zu nutze.

Gesunde Tasse
Wer täglich mehr als vier Tassen Kaffee trinkt, senkt sein Risiko für Typ-2-Diabetes sowie Hautkrebs, Alzheimer und anderen degenerativen Krankheiten. Kaffee enthält Antioxidantien, die freie Radikale abfangen, verzögert also den Alterungsprozess. Der regelmäßige Konsum von Kaffee und grünem Tee mindert das Risiko eines Schlaganfalls. Wer regelmäßig Kaffee trinkt, bekommt seltener Gallensteine.
Fitness zum Trinken
Kaffee macht unser Hirn fit. Die Gehirndurchblutung wird gesteigert, Reaktion und Aufnahmebereitschaft nehmen zu. Brasilianische Forscher haben nachgewiesen, dass Kaffeetrinker über beweglichere Spermien verfügen als Nichttrinker. Und: laut einer Studie der Uni Michigan haben sie mehr Sex. Eine Tasse Kaffee vorm Sport kann Muskelschmerzen vorbeugen und die Ausdauer erhöhen. Koffein regt den Stoffwechsel an mehr Kalorien zu verbrennen.
Der perfekte Espresso
Das Istituto Nazionale Espresso Italiano legt folgende Kriterien für optimalen Espresso fest:
Notwendige Menge an gemahlenem Kaffee
7g±0,5g
Optimale Wassertemperatur
91°C±2°C
Getränktemperatur in der Tasse
67°C±3°C
Druck Wassereingabe
9bar±0,5bar
Durchlaufzeit
27 Sekunden ± 2,5 Sekunden
Volumen in der Tasse (einschließlich Crema)
30ml±5ml
Doch so krass muss es gar nicht sein, um den Körper neben der Zufuhr von autophagen Lebensmitteln noch fitter und gesünder zu machen. Ein Fress-Fenster von täglich acht Stunden – idealerweise einzustellen nach dem eigenen Lebensrhythmus – macht den Körper nicht nur schlanker, sondern auch muskulöser. Kombiniert wird die Essenaufnahme mit einem Fitness-Programm, das über ein paar simple Übungen nicht hinausgeht.
Zwei bis dreimal in der Woche wirken solche Fastentage Wunder. Periodisches Fasten lässt den Körper Zeit, um den Zellmüll abzubauen und im anschließenden Essenfenster neues Material einzubauen.
Wissenschafter Madeo von der Universität Graz empfiehlt: „Trinken Sie deshalb Kaffee mit gutem Gewissen, aber am besten schwarz oder mit pflanzlich basierter Milch, wie Mandel- oder Kokosmilch.“ Von einer allzu strengen veganen Lebensweise hält Madeo aber nicht viel: „Es geht darum, tierische Proteine in der Ernährung zu minimieren, nicht zu eliminieren. Dies könnte gerade dann wichtig sein, wenn man schon ein paar Stunden gefastet hat, nämlich nach dem Nachtschlaf.“