Schöner, gesünder, glücklicher – das sind die angenehmen Nebenwirkungen von Küssen bei jeder Gelegenheit. Wer viel küsst, stärkt sein Immunsystem und altert langsamer. Und das ist noch bei weitem nicht alles, was das Küssen „verursachen“ kann.

Küssen am Morgen vertreibt alle Sorgen, macht fit und hält aufrecht.

So oder ähnlich müsste der Werbeslogan für den heftigen Austausch von Zuneigung lauten. Denn statistisch gesehen, leben jene um fünf Jahre länger, die sich vor dem Weg zur Arbeit von ihrem Partner mit mehr als nur einem flüchtigen Bussi-Bussi verabschieden. Intensives Küssen involviert gleich 34 Gesichtsmuskeln.

Daher zählt Küssen auch zu den kostenlosen Faltenkillern. Genau 112 weitere Körpermuskeln sorgen für eine gute Haltung. Ebendiese Muskeln werden sonst nur beim Sprinten (schnellen Laufen) aktiviert. Auch ihr Zahnarzt weiß es zu schätzen: Die Bakterien, die bei der vermehrten Speichelproduktion entstehen, reinigen die Zähne. Dabei werden Mineralien im Mund verteilt, die den Zahnschmelz stärken. Die fremden Erreger stärken auch das Immunsystem, wirken quasi wie eine Schluckimpfung.

Zwei Lippen im Dreivierteltakt.

Zurück zu den morgendlichen Ritualen. Denn Stress hat fast jeder, wenn es von der Horizontalen in die Vertikale geht, meist zu einer Tageszeit, die sich oft nur dämmrig zeigt. Kurz und gut: in Stresssituationen bitte küssen. Dabei wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Früher galt Oxytocin als Schwangerschaftshormon, zuständig für eine leichtere Geburt und die Anregung der Milchdrüsen. Heute ist bekannt, dass das Hormon Auswirkungen auf die Psyche hat.

„Der Psychologe Markus Heinrichs von der Universität Zürich hat bei seinen Forschungen herausgefunden, dass Oxytocin für Stressabbau und bessere soziale Kontakte sorgt.“

Weiters werden beim Küssen so gut wie alle Hormone ausgeschüttet, die unser Wohlbefinden steigern: Morphium, Endorphine, Serotonin. Die Botenstoffe machen nicht nur glücklich, sondern entspannen auch und wirken schmerzhemmend. Auch wenn es schwer fällt, in stressigen Zeiten auf den Partner zuzugehen, um ein paar leidenschaftliche Küsse einzufordern.

Küssen für eine tolle Figur

Ist die Knutscherei erstmals so richtig in Fahrt gekommen, verdoppelt sich der Puls, Blutdruck steigt und das Herz pumpt mehr Blut durch die Adern. Daher ist Küssen das perfekte Herz-Kreislauf-Training: ganze vier Kalorien verbrennt man in einer Minute. Das ist etwa so viel, wie zwei Champignons oder ein halber Esslöffel Naturjoghurt enthalten. Für Bewegungsmuffel der ideale Sport. Allerdings ist dafür viel Ausdauer nötig: wer mindestens zehn Minuten lang heftig knutscht, verbraucht angeblich ebenso viel Energie wie ein Jogger auf 100 Meter. Außerdem: die eventuell nachfolgenden körperlichen Aktivitäten können durchaus als Fatburner gelten.

Und mit einem Vorurteil, das dem Küssen schon lange anhängt, muss ebenfalls aufgeräumt werden: Küssen ist bei Erkältungen unbedenklich. Denn die Viren werden zusammen mit dem Speichel in den Magen gespült. Dort lauert die Magensäure – und macht die Eindringlinge unschädlich.

Mehr ist nie zuviel.

Auch bei der Dosierung kann man kaum was falsch machen. Die deutsche Wissenschaftlerin, Ingelore Ebberfeld, ist Philematologin. Sie hat Küsse zum Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen gemacht. Beiträge zur Kussforschung seien oft Abfallprodukte der Forschung, sagt sie. Interessant sind sie auf jeden Fall. Weitere Ergebnisse der empirischen, eher naturwissenschaftlichen Kussforschung: ein Mensch verbringt im Schnitt von 70 Lebensjahren mehr als 76 Tage mit Küssen.

Zwölf Sekunden dauert ein Kuss im Durchschnitt – immerhin mehr als doppelt so lang wie in den 1980er Jahren. Der Rekord liegt allerdings bei 58 Stunden, 35 Minuten und 58 Sekunden, aufgestellt von einem Ehepaar, Ekkachai und Laksana Tiranarat in Thailand im Februar 2013. Wenn von ihrem Hausarzt nicht anders empfohlen, wäre daher zu mehrmals täglichen Schmusereien zu raten. Bei Überdosierung sind keinerlei Risiken und Nebenwirkungen zu erwarten.

Tanz der Hormone.

Das beim Küssen, Streicheln oder Kuscheln ausgeschüttete Oxytocin gilt als Bindungs- oder Treuehormon. Dadurch wird die Atmung ruhig, die Muskeln entspannen sich, das Gehirn kommt in einen ruhigen Rhythmus, Stress wird abgebaut. Oxytocin ist in der Lage, an allen Stellgliedern der Stressachse anzudocken und herunter zu regulieren. Die Wahrscheinlichkeit ist dann deutlich geringer, dass der Körper eine Stressreaktion zeigt.

Ein guter Kuss, der im Organismus etwas auslösen soll, muss mindestens eine Minute dauern. Sonst kommt es zu keiner stimulierenden, gesundheitsfördernden Wirkung. Aus medizinischer Sicht liegt die ideale Dauer eines Kusses bei etwa 2 bis 3 Minuten.

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