Sind Brillenträger automatisch intelligenter oder ist dieses Klischee weit verfehlt? Deutsche Wissenschaftler haben den Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und kognitiven Fähigkeiten bzw. Bildungsniveau unter die Lupe genommen.

Über den sogenannten Turm-von-London (TOL)-Test untersuchten die Forscher der Universitätsmedizin Mainz den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Myopie (Kurzsichtigkeit) und geistiger Leistungsfähigkeit und damit der Intelligenz. Das Ergebnis: oberflächlich betrachtet kann man diese Verbindung nachweisen.

In dem 20-minütigen Prozedere wird die Fähigkeit gemisst, logisch zu denken, zu planen und Probleme zu lösen. Für die Studie wurden Daten von insgesamt 4.000 Teilnehmern analysiert und dabei herausgefunden, dass zwar Intelligenz einen Einfluss auf die Sehkraft hat, allerdings nur indirekt – ausschlaggebend sei hier das Bildungsniveau.

Die Anzahl der Bildungsjahre stand in einem stärkeren Zusammenhang mit Kurzsichtigkeit als die geistige Leistungsfähigkeit. Von zwei gleichermaßen intelligenten Menschen ist also derjenige wahrscheinlicher auf eine Brille angewiesen, der länger zur Schule geht und der den höheren Schulabschluss hat. Ebenfalls bemerkenswert: Je höher der Dioptrienwert lag, desto besser waren auch die Testergebnisse.

Ausserdem haben britische Augenärzte Daten von über 60.000 Personen analysiert und herausgefunden, dass die Kurzsichtigkeit in Europa stärker zunimmt. Etwa ein Viertel der europäischen Bevölkerung scheint kurzsichtig zu sein, wobei der Anteil jüngerer Menschen offenbar deutlich höher liegt.

Um die Hintergründe besser verstehen zu können, sind noch weitere Untersuchungen notwendig. Die Forscher vermuten, dass hier Faktoren eine Rolle spielen, die mit dem modernen Lernen in Verbindung stehen. Zuviel Tablet, Computer und Smartphone schadet eindeutig. Welchen Einfluss diese Entwicklung auf die Sehkraft hat, werden weitere Untersuchungen zeigen. Ein Ratschlag haben Wissenschaftler aber jetzt schon: Rausgehen, und zwar zwei Stunden am Tag. Zum einen werde dabei der Blick in die Ferne gerichtet, zum anderen gebe es dort ausreichend Tageslicht.

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