Viele Patienten sind vom Fachchinesich im Krankenbefund überfordert. Man ist also beim Arzt, bekommt seinen Befund mitgeteilt und versteht kaum, worum es eigentlich geht. Genau da hilft das deutsche Portal „Was hab´ ich?“ und übersetzt die Befunde kostenlos in eine für Laien leicht verständliche Sprache.

Wie alles begann

Zwei Medizinstudenten, Anja Bittner und ihr Mann, Johannes Bittner haben gemeinsam mit einem befreundeten Informatiker, Ansgar Jonietz 2011 die Online-Plattform gegründet. Am Anfang war es eine Freundin, die Anja Bittner bat, einen Befund ihrer Mutter zu übersetzen. Ihr ging es so, wie vielen anderen – laut Studien werden im Arztgespräch nur 20 Prozent der Informationen tatsächlich aufgenommen. Auch wenn Ärzte im Gespräch gut erklären, vergessen viele Patienten vor Aufregung das Gesagte und stehen zu Hause mit ihrem schriftlichen Befund allein da.

Und so entstand die Idee zur Online-Plattform: die Vision von „Was hab´ ich?“ ist eine Arzt-Patienten-Kommunikation auf Augenhöhe. Denn wer seinen Befund versteht, kann seiner Krankheit bewusster entgegentreten und verhält sich gesundheitsbewusster. Mittlerweile ist aus dem Studenten-Projekt ein erfolgreiches Sozialunternehmen geworden: 29.195 Befunde (stand 27. September 2016) wurden bereits von dem ehrenamtlich tätigen Medizinerteam in eine leicht verständliche Sprache übersetzt.

Wie funktioniert „Was hab´ ich?“

Die Nutzer laden unter washabich.de ihren medizinischen Befund anonym hoch oder senden ihn per Fax ein. Wenige Tage später erfolgt die Übersetzung, um die sich ein bundesweit aufgestelltes Team von Medizinern bzw. Medizinstudenten (auch welche für Österreich im Einsatz) – die mindestens im achten Fachsemester sind – kümmert. Bei komplexen Befunden stehen den Studenten ein Ärzteteam sowie Psychologen beratend zur Seite. Der Patient kann die Übersetzung anschließend passwortgeschützt online abrufen.

So wird aber nicht nur den Patienten geholfen – gleichzeitig erhalten alle neuen Team-Mitglieder auch eine intensive Ausbildung in laienverständlicher Kommunikation. Ein persönlicher Betreuer begleitet diese Phase, frühestens nach fünf Befunden dürfen neue Mitarbeiter dann selbstständig Befunde übersetzen. Die Krankendaten werden streng vertraulich behandelt, da die Medizinstudenten der ärztlichen Schweigepflicht unterstehen.

Lateinverständliche Kommunikation

Das Portal schließt eine Lücke im System, indem es die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten erleichtert. Die ärztliche Ausbildung ist darauf ausgelegt, dass Fachleute untereinander schnell und präzise verstehen, was das Problem ist, die Patienten aber nicht.

Das Ziel der Dresdner ist es, eines Tages alle Patienten und alle Mediziner zu erreichen. Dazu haben sie auch ein Kommunikations-Wahlfach für Medizinstudierende entwickelt und an verschiedenen Universitäten in Deutschland durchgeführt. Und noch was: Zukünftig möchte das gemeinnützige Unternehmen mit seinem neuen Projekt, dem Patientenbrief, jedem Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt einen verständlichen Entlassbrief zuschicken. Damit aus Fachlatein verständliches Deutsch und aus Fragezeichen Klarheit entsteht.

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