Als wir noch Kinder waren, schienen die Ferien endlos zu sein und das Warten auf Weihnachten dauerte ewig. Warum ändert sich das später und fühlt sich ein Jahr wie ein kurzer Moment an, wenn wir älter werden? Die Zeit beschleunigt sich natürlich nicht und die Uhren gehen plötzlich auch nicht schneller als in unserer Jugend. Es hat eher mit unserer Wahrnehmung zu tun und es gibt Beweise, dass diese sich mit dem Alter tatsächlich ändert.

Warum haben wir also das Gefühl, dass die Zeit immer schneller fliegt? Eine Erklärung bezieht sich auf unsere biologischen Uhren, die immer langsamer ticken, wenn wir älter werden. Zum Beispiel der Stoffwechsel verlangsamt sich und dadurch auch der Herzschlag und die Atmung. Das kann auch der Grund dafür sein, warum wir bei einem Abenteuer die vergangene Zeit als viel länger wahrnehmen als sonst: der Adrenalin-Spiegel steigt, was den Herzschlag und die Atmung zu rasen bringt.

Andere Wissenschaftler verweisen auf eine logarithmische Darstellung: Jeder setze eine bestimmte Zeitspanne automatisch in Relation zum bisher gelebten Leben. Für eine Zweijährige entspricht ein Jahr der Hälfte des bisherigen Lebens, für eine Zehnjährige ist ein Jahr nur noch 10 Prozent des gelebten Lebens und für einen Zwanzigjährigen nicht mehr als 5 Prozent und so weiter. Kein Wunder, dass diese Abschnitte mit dem Alter also recht kurz vorkommen.

Eine Studie vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg erwähnt eine weitere Möglichkeit als Erklärung des Phänomens des Zeitempfindens.

Ich denke, das Gedächtnis ist entscheidend für die Zeitwahrnehmung – an je mehr Ereignisse wir uns erinnern, desto länger kommt uns eine Zeitspanne vor.Dr. Marc Wittmann, Leiter der Studie

Dieser Effekt sei auch dafür verantwortlich, dass im Urlaub immer die ersten Tage langsam vergehen, die letzten dafür ganz schnell. Am Anfang erkundet man die neue Umgebung, entdeckt unbekannte Düfte, Gerichte und Landschaften. Doch nach ein paar Tage wird das Neue zur Gewohnheit und die Zeit vergeht viel zu schnell.

„Was im Lauf eines Urlaubs passiert, lässt sich auf das Leben übertragen“, sagt Wittmann. Im Leben bleiben die vielen ersten Male, die man in der Jugend erlebt, deutlich in Erinnerung. Später setzen sich die Routinen ein, die dafür sorgen, dass die Zeit förmlich verfliegt. Je mehr Neues und Emotionales man erlebt, desto mehr prägt sich das im Gedächtnis ein und lässt die Zeit „länger“ erscheinen. Jeder kann also die gefühlte Zeit abbremsen, wenn er wieder mehr erste Male erlebt und sich für Neues öffnet.

Zeige Buttons
Verberge Buttons
%d Bloggern gefällt das: